Karawanehypothese meets 'Club f�r sich'

Kritik der Scherbentheorie II

Der 'Club f�r sich' beschreibt in seinem, im M�rz von uns gelesenen Papier den Zustand der Zersplitterung der radikalen Linken in seinen inhaltlichen, weniger widerspr�chlichen denn von einander getrennten Facetten und ihrer gesellschaftlich wirkungslosen, perspektivlosen Praxis, die nicht in der Lage ist, eine "kommunistische Totalit�t" zu entwickeln. Die Scherbentherorie benennt mit '1968' auch den historischen Bezugspunkt der heutigen Situation, scheitert aber an dieser Stelle in der Analyse, weil sie die tats�chlich danach aufgebrochen Widerspr�che nicht auf den Begriff bringt und die wirk-liche Bewegung der 1970er Jahre nicht zu fassen vermag.

Schl�ssig wird die damalige Entwicklung und einige feinere Aspekte der gegenw�rtigen Malaise durch einen (an sich gar nicht so...) radikalen Perspektivwechsel, wie er mit der 'Karawanenhypothese' unternommen wurde. Sie beleuchtet den betrachteten Zyklus als (allerdings unvollendete) Kulturrevolution gegen das Patriarchat.

War die - verr�terischer Weise durchaus an f�hrender Stelle genannte - "Scherbe" der Frauenbewegung in der politischen Wirklichkeit der Hammer? Oder die Reaktion darauf?

Vortrag (Michael Klarmann) mit anschlie�ender Diskussion. Vorherige gr�ndliche Auseinandersetzung mit den folgenden Texten erbeten.

Scherbentheorie
Von der Scherbentheorie zu einem bewussten Nihilismus
Karawanenhypothese
Thesen zur m�nnlich-chauvinistischen Reaktion auf den Feminismus ... in der linksradikalen Politik der 1970er Jahre.

Zur Scherbentheorie

Im Sommer 2012 ver�ffentlichten Mitglieder des zu diesem Zeitpunkt bereits aufgel�sten �??Club f�r sich' in Berlin eine so schonungslose wie solidarische Zustandsbeschreibung des Scherbenhaufens der hiesigen Linken. Mit dem in so Reizwort-besoffenen Zeiten wie heute mutigen Figur der kommunistischen Totalit�t zeigen sie in ihrem 16-seitigen Text zudem konsistente Perspektiven auf.

Beim Versuch, diesem Beitrag gerecht werden, verzichten wir an diesem Abend auf die lockere Salon-Atmosph�re zu Gunsten einer strukturierten Arbeit mit dem Text und folgen dabei schulm��ig den Schritten der kritischen Methode.

Wir beginnen den Abend gewisserma�en mit der 2. Lesung, der W�rdigung. Wir tragen also zusammen, welche neue Einsichten uns der Beitrag vermittelt hat und beschreiben etwaige dadurch ausgel�ste Erkenntnisprozesse. In 3. Lesung nehmen wir uns all jenes vor, womit wir M�he haben, aus welchen Gr�nden auch immer. Wir versuchen als erstes und soweit erforderlich, uns kollektiv auf Augenh�he mit dem Gegenstand zu bringen. Dies erfordert explizit eine selbstkritische, oder altmodisch ausgedr�ckt, dem�te Haltung, also das ernste ich verstehe noch nicht�?�. Da die Scherbentheorie allerdings �ber weite Strecken eine gut lesbare Realanalyse ohne verwickelte philosophische Denkfiguren ist, wie sie einem theoretischen Traktat eigen sind, sollte uns diese Pein weitgehend erspart bleiben.

Der spannendste, auch weil zu selten ge�bte, Teil, also Auffassung, Aneignung, Selbstreflexion und kollektives Lernen ist damit bereits gehalten. Aber wenn die Kr�fte noch f�r die 4. Lesung reichen, die Bearbeitung der Widerspr�che, bitte sch�n.

Ob stumm, st�rend oder diszipliniert schon in Erscheinung getreten, jetzt schl�gt unvermeidlich die Stunde eventueller Gegner des ganzen Ansatzes oder wesentlicher Teile davon. Der antagonistischen, der vernichtend gemeinten Kritik geb�hrt, als, wenn auch nicht weiterf�hrenden, wohl aber formal weitergehenden Position, hier bei Bedarf der Vorrang. An dieser Stelle gabelt sich also das Programm des Abends: entweder endet er in der Kontroverse oder findet seinen Abschlu� in der konstruktiven Kritik, der Kritik als Zuwendung an den Gegenstand, als vorantreibend verstandener Beitrag der Kritikerinnen zur gemeinsamen Sache, im sch�nsten Teil also.

In der - genau in diesem Sinne kritischen - Runde begr��en wir alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich in Vorbereitung des Programms der 1. Lesung unterzogen, also den Text gelesen haben und themenzentriert mitarbeiten wollen. Publikum �bernimmt die Theater-typische Rolle der Handarbeit und ist ebenfalls gerne gesehen, der Eintritt ist frei.

VA im Politsalon Ostern 2013