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Y Thesen zu: Männer und Emanzipation

  1. Anders als die gleichnamige, von der Spitze gelenkte und gewalttätige Kampagne der KP Chinas setzte die 2. Frauenbewegung im Westen eine Kulturrevolution in Gang, die diesen Namen verdient.
  2. Die feministische Bewegung sprengte nicht nur die objektiv-äußerliche, gesellschaftliche und politische Unterordnung der Frauen unter die Männer, sondern auch die privatesten hetero-normativen sexuellen Verhältnisse und drang in die Poren aller sozialen Beziehungen zwischen diesen Polen ("Subjektiver Faktor", "Das Private ist politisch!").
  3. Die Feministinnen setzten anstelle der jüngsten Klassenspaltung, Proletariat ./. Bourgoisie, die älteste und basalste Klassenspaltung auf die Tagesordnung, das Patriarchat und setzten ins Werk, was die Orthodoxie allein dem Proletariat vorher bestimmt hatte: Die Selbstbefreiung der Frauen.
  4. Bewußteren Männern, denen feiste Ignoranz und trotziges Verharren in der alten symbolischen Ordnung keine Option war, blieb im Grunde nichts als die traurige Einsicht in die Tatsache, nicht nur in ihrer gesellschaftlichen Stellung, äußerlichen Attributen, sondern "mit Haut und Haaren" auf der falschen Seite zu stehen und - als Herrenklasse in der Gesellschaft und als patriarchaler Mann in seinen Beziehungen - abzudanken. ("Mal die Klappe halten.")
  5. Der logisch nächste Schritt, grundlegende Selbstreflexion und Selbstveränderung wurde, vereinzelt und im Privaten angegangen, war aber praktisch nicht öffentlich vermittelbar.
  6. Die öffentliche Bühne "beherrscht" seit dem und weit hin die Figur des Softies in der Unangreifbarkeit seiner eingefrorenen "Verunsicherung", seines leisen, an der Oberfläche verharrenden Jasagertums. In gewisser Weise machte er es den sich emanzipierenden Frauen schwerer als der immerhin noch kantige und sich angreifbar machende, ungebrochene Pascha-Typ.
  7. Das Schweigen über die Männerfrage empfinde ich als tiefsitzendes Tabu.
  8. Um den Sturz des Patriarchats auch für Männer politisch ansprechbar zu machen, müssen wir eine Plattform sozialer, emphatischer Bindungen, von gegenseitiger Anerkennung in der je eigenen Verstricktheit und Widersprüchlichkeit schaffen.
  9. Die Organisationfrage ist beim jetzigen Stand der Verhältnisse also eine Frage der Entwicklung von Organisationskultur, einer freundschaftlichen Kritikkultur, der radikalen Bereitschaft zu öffentlicher Reflexion. Anders ist gültiger Zorn nicht wieder zu haben.
  10. Zwei programmatische Antworten ergeben sich allerdings auch:
    1. Die Zentralität der "Reproduktion", der Sorge-Tätigkeiten, des Engagements, der "disponiblen Zeit" aller (Stichwort: care revolution).
    2. Ein besonderes Augenmerk auf die bereits in Schemen sich abzeichnende, maskulistische Reaktion.
 mk / 24.05.2012
 
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