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"Das Symbolische lacht"
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[<-|"Es ist passiert"] !!!Das Symbolische lacht Wenn wir schreiben »Das Patriarchat ist zu Ende« oder »Die Politik ist die Politik der Frauen«, sind wir sicher, daß diese Worte die sich verändernde Wirklichkeit richtig zum Ausdruck bringen. Wir sind uns allerdings auch bewußt, daß diese beiden FormuÂlierungen, die an sich klar (vielleicht zu klar?) sind, für die meisten - einschließlich Frauen - merkwürdig klingen. Das liegt daran, daß bestimmte Leute, und zwar gerade die, die am ersten die sich verändernde Realität interpretieren sollten (früher hießen sie Intellektuelle) nicht mehr zuhören und verstehen wollen. Das Resultat ist eine symbolische Unordnung (wir könnten es auch Engstirnigkeit nennen), â?¦ Die fehlende Bereitschaft zum Zuhören und zum Verstehen geht einher mit der Schwierigkeit, eine Wirklichkeit zu interpreÂtieren, die sich tiefgreifend und rapide verändert. Viele haben geglaubt, man brauche sich nur von den Ideologien zu befreien, um die eigene Intelligenz wiederherzuÂstellen, doch mittlerweile hat sich gezeigt, daß das nicht der Fall ist. Aber es geht nicht nur um Intelligenz. Als die UNO-Statistiken über die Rekordarbeitszeiten der Italienerinnen erschienen, wurde an manchen Orten die Aufforderung laut: Also bitte, nehmt euch die Macht! â?¦ Die Lust auf Macht gilt als universell und gültig für alle. Das stimmt aber für viele Frauen und auch für manche Männer nicht - doch das scheint für die Verfechter dieses einseitigen StandÂpunktes nicht von Belang. Wenn es nach ihnen ginge, müßte die Sprache der Macht obligatorisch eingeführt werden, so wie Englisch in der Schule. ... Das ist eine Form von heimtückischer Gewalt, denn sie wirkt täglich auf uns ein und zerstört die Differenz an ihrer Wurzel, dort wo es möglich ist, der Welt und sich einen Sinn zu geben. Die Destruktivität der konvenÂtionellen, aber obligatoriÂschÂen Sprache der Macht mit ihrem UniversalitätsanÂspruch kommt gerade an den Orten voll zum Tragen, wo sie effektiv die vorherrschÂende Sprache ist. â?¦ Was willst du überhaupt? Du bist selbstÂbezogen; was soll das denn sein, dieses Von-sich-selbst-Ausgehen? Weibliche Differenz? Wollt ihr Quoten? Darüber läßt sich diskuÂtieÂren. â?¦ Das Ende des PatriarÂchats ist überschattet von einem scheinbar unbeÂgrünÂdeÂten Leiden der Frauen, das sich in Melancholie und Depression ausdrückt. Geht am aufklarenden Himmel nicht vielleicht die »schwarze Sonne« einer neuen TraurigÂkeit der Frauen auf? Ist in der Pathologie des am SpreÂchÂen gehinderten weiblichen Begehrens an die Stelle der Hysterie die Depression getreten? â?¦ Hier drängen sich wieder die Worte Kristevas auf: »Die Frauen haben nichts zu lachen, wenn die symbolische Ordnung zusammenbricht«. ... Besteht ein direktes Verhältnis zwiÂschÂen dieser bitteren, aber klarsichtigen FeststellÂung und dem Verlust an Mut, der hinter dem Schweigen, der ZurückÂhaltung, der Tendenz zur Anpassung und der SelbstÂbeschränkung vieler Frauen zu vermuten ist? In welchem Maße hängt das Begehren der Frauen vom Begehren anderer ab? Wir können hier noch keine Antworten liefern - unser Beitrag besteht vor allem aus Fragen. Doch wir haben klar vor Augen und sehen das auch mit gewisser Heiterkeit, daß gerade wir es sind, die diesen unsicheren Moment einer jahrtausendeÂalten Geschichte miterleben. Wir sind es, die die Wette eingeÂhen und auf die Worte »Ende des Patriarchats« und »Die Politik ist die Politik der Frauen« setzen. Die sich verändernde Realität beÂnennen - präzise benenÂnen, das bedeutet, eine Wette einÂzugehen auf die Welt und der Welt die Tore zu öffnen für das, was sie an Mehr in sich birgt. In anderen Worten: das Symbolische (eine Wette eingehen ist ein symbolisches Handeln) siegt über die »schwarze Sonne« und setzt das Begehren frei. Deshalb haben wir Lust zu lachen. Das Symbolische - was ist das? Die Sprache, die wir sprechen, und die Stimme, die wir zum Sprechen haben, mit ihrer wundersamen Fähigkeit, das Bestehende zu revoluÂtiÂoÂnieÂren: So werden Momente des Stockens zu bedeutsamen Pausen; mißglückte FormuÂlierungen zur Gelegenheit, etwas besser zum Ausdruck zu bringen, Hindernisse werÂden zu neuen AnsatzÂpunkÂten, Mängel zu WendeÂpunkÂten; Momente des ScheiÂterns zu einer Treppe, die nach oben führt, und Tiefpunkte zur Chance, tiefgehender zu reflektieren. Die Sprache ist keine Summe von Wörtern, wie es scheinen könnte, sondern eine Vervielfachung, ja noch mehr als eine VervielÂfachung, ein Spiel mit offenÂem Ende, hinausÂweisend auf ein Mehr, denn ein neues Wort kann - wie auch die Linguistik bestätigt - die Bedeutung unseres gesamten vergangenen Sprechens (und Lebens) in Frage stellen. ---- Auszug aus: Libreria delle donne di Milano: Rotes Sottosopra / Das Patriarchat ist zu Ende / Es ist passiert - nicht aus Zufall http://sottosopra0.tripod.com/
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